Als ich am letzten Sonntag abends in unsere Bäckerei kam, sah es dort so aus: 60 l Wasser pro Minute und qm runtergeschüttet – ab 10 l gilt als Starkregen. Der Keller mit 30.000 Liter überflutet, in unserer Bäckerei stand der Pegel bis genau 1/2 cm unterhalb der Starkstromsteckdosen.
Die Schlüssel für den Stromraum des gesamten Hauses hingen in unserer Manufaktur. Ich rief den besten Ehemann aller Zeiten an, der die Kinder hütete, und sagt ihm, das alles unter Wasser steht und ich da jetzt rein muss, damit der Strom abgeschaltet werden kann. Mit einem der Feuerwehrmänner stakste ich in die nasse Höhle des Löwen.
Unter allen Umständen Gummistiefel!
Ich wusste von meinem wunderbaren Arzt in Dubai, dass man bei solchen Wetterlagen, die es selbst in den Wüstenstaaten zunehmend gibt, UNBEDINGT GUMMISTIEFEL anziehen muss, weil sich der Strom jede Sekunde im Wasser ausbreiten kann – und dann ist man leider tot. Vor drei Monaten durften wir in seinem Haus Urlaub machen, und es goss in Strömen. Er warnte mich, niemals ohne Gummistiefel in den Garten oder überhaupt irgendwo in ein Flutgebiet zu gehen, weil die Stromleitungen bei solchen Unwettern oft hochgespült und defekt werden.
Es war dieser Moment, in dem er mir, wie schon so oft, das Leben rettete. Danke, Dr. Christian Heidenreich, zum 1000.sten Mal!
Irgendwie bekam ich im Dunkeln den Schlüssel zu fassen, weigerte mich aber, die Tür zum Hinterhof zu öffnen. Denn dort, das sah ich aus dem Fenster, stand das Wasser inzwischen hüfthoch. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, dass unsere Bäckerei am tiefsten Punkt in Quickborn steht. Nun hab ich's mir gemerkt.
Ich war gerade wieder raus aus der Bäckerei, da breitete sich das Zischen des Stroms im Wasser über die ganze Straße aus. Ich versuchte, meinen Mann wie versprochen anzurufen. Die Leitungen waren tot. Er trommelte unser einzigartiges Team zusammen, um zu schauen, was los war. Ich glaube, ihm ging die Pumpe genauso schnell wie bei mir die der Feuerwehrmänner. 30 Minuten Ungewissheit, gefühlt 30 Tage!
Leider kann die Feuerwehr nur bis zu einer Höhe von 10 cm abpumpen, ab da muss man selber Wasser schieben. Die Blasen an meinen Fingern schreien mich noch immer an, aber: Wir haben noch unglaubliches Glück gehabt. Ein paar Meter weiter saßen Nachbarn in ihren Kellern und kamen nicht mehr raus ohne fremde Hilfe, weil die Fluten die Türen blockierten.
Man rechnet nie damit, dass einem so etwas selbst passiert. Bis es passiert. Deshalb gebe ich diesen überlebenswichtigen Tipp im Zeitalter des Klimawandels hier an Euch weiter: Gummistiefel, wenn alles unter Wasser steht! Und Blasenpflaster!
Wann wir wieder backen? Letzte Woche nach ÖLage der Dinge nicht. Diese Woche holen wir alles so schnell es geht nach, versprochen.
Danke der Quickborner Feuerwehr, die das mit möglich gemacht hat.
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